Wer weiß denn, was ein Physiotherapeut ist? Was Physiotherapie leistet? Im allgemeinen nur die Patienten, die von ihrem Arzt physiotherapeutische Behandlungen verordnet erhalten und - wenn erfolgreich behandelt erfahren haben, wie wirksam und hilfreich die Therapie war. Physiotherapie ist inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Gesundheitswesens. Immer mehr Ärzte schätzen die Physiotherapie als Alternative zur Behandlung mit Arzneimitteln. Krankengymnastik und die Maßnahmen der physikalischen Therapie sind Teile der Physiotherapie und gehören damit zu den natürlichen Heilverfahren - im wahrsten Sinne des Wortes: "Physio...", laut Lexikon gehört es zum griechischen physis "Natur", findet sich in Wortzusammensetzungen in der Bedeutung für "Natur, Leben, Körper' wieder.
Dem Gesundheitsbewusstsein vieler Menschen kommt es heute entgegen, ihre Krankheiten nicht nur mit Arzneimitteln behandeln zu lassen. Die Patienten wollen sich aktiv an ihrem Genesungsprozess beteiligen. Der Vorteil der Physiotherapie liegt darin, dass sie keine Nebenwirkungen hat. Darüber hinaus hat die Physiotherapie außer in der kurativen Medizin einen hohen Rang in Prävention und Rehabilitation eingenommen. Gerade in dieser Hinsicht ist sie von den Patienten und Krankenkassen geschätzt, weil Physiotherapie wesentlich zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen beiträgt ein häufig übersehener Aspekt.
Physiotherapeut ist ein anspruchsvoller, vielseitiger Beruf, den ethischen Grundsätzen aller Heilberufe verpflichtet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Patient, dessen Leiden zu lindern oder dessen Gesundheit wiederherzustellen ist. Als Teil der modernen Medizin entwickelt sich die Physiotherapie' ständig weiter. Für die Angehörigen des Berufes ist Weiterqualifikation selbstverständlich.
Mit den folgenden Seiten soll Medizinern und Laien, vor allem aber in der Berufsausbildung stehenden jungen Menschen Einblick in einen faszinierenden Beruf gegeben werden.
Die Leistungen der Physiotherapeuten sind aus der kurativen Medizin, der Prävention und der Rehabilitation nicht mehr wegzudenken. Der Arzt stellt die Diagnose und verordnet die physiotherapeutische Behandlung, die der Physiotherapeut aufgrund eigener Untersuchung und Interpretation der Befunde patientengerecht konzipiert. Aufgrund ihrer hohen Qualifikation erbringen Physiotherapeuten in der Prävention auch Leistungen ohne ärztliche Verordnung.
In der kurativen Medizin steht der Physiotherapeut in allen Phasen der ärztlichen Behandlung den Medizinern zur Seite, gleich ob in der Neurologie, nach einem operativen Eingriff, aufgrund von Erkrankungen des Bewegungssystems oder zur Linderung chronischer Leiden.
Die an die ärztliche Verordnung gebundene Tätigkeit der Physiotherapeuten erfordert in der kurativen Medizin engen Kontakt zum behandelnden Arzt und allen am Patienten tätigen Berufsgruppen. Die Praxis der Physiotherapeuten ist jedoch nicht als verlängerte Werkbank" des Arztes zu sehen, sondern als eine eigenständige therapeutische Einheit, in der kompetente Fachleute ihren Dienst am Patienten nach speziellen Konzepten leisten. Das berufsbedingte enge Verhältnis zwischen Arzt und Physiotherapeut zeichnet sich durch gegenseitige Anerkennung aus.
Eine ganz wesentliche Rolle spielen Physiotherapeuten in der Nachsorge oder Rehabilitation. Patienten, die nach einer Krankheit oder einem Unfall in ihrer Wiederherstellung noch beeinträchtigt sind, können durch die physiotherapeutische Behandlung den Weg zur Selbständigkeit und Unabhängigkeit in der Familie und am Arbeitsplatz finden. Ebenso verhindert häusliche Behandlung durch Physiotherapeuten vielfach die Pflegeeinweisung.
Die Physiotherapeuten übernehmen einen entscheidenden Anteil der Versorgung von Patienten in Kliniken. Es hat sich gezeigt, dass die intensive Nachsorge von genesenden Patienten kostendämpfend im Gesundheitswesen wirken kann. Ein volkswirtschaftlicher Vorteil entsteht dadurch, dass die Patienten so schnell wie möglich wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können.
Prävention ist der Teil des Heilwesens, in dem Politiker die größten Reserven zur Einsparung von späteren Behandlungskosten sehen. Das spiegelt sich in der Gesetzgebung wider, aber auch im wachsenden Gesundheitsbewusstsein der Menschen. Die demografische Entwicklung der Bevölkerung zwingt die Gesundheitspolitiker zur Förderung der Prävention: Die Menschen werden immer älter und leiden zunehmend an verschiedenen Krankheiten gleichzeitig (Multimorbidität).
Hier bietet sich ein weites Arbeitsfeld für die Physiotherapeuten. Denn gerade ihre Leistungen sind für die Vorsorge maßgeschneidert. Die Prävention unterscheidet sich in:
Die Primärprävention, die sich der Vorbeugung von Krankheiten widmet, um ihr Entstehen zu verhindern. Die Sekundärprävention dient dem möglichst frühzeitigen Erkennen und Behandeln von Krankheiten und Krankheitsrisiken bis ins hohe Alter, wobei die Risikovermeidung einer Wiedererkrankung eine zentrale Rolle spielt. Die Tertiärprävention beinhaltet Maßnahmen zur Vermeidung von Rückfällen, zur Behandlung chronischer Krankheitsverläufe und gibt Hilfen zur Selbsthilfe, um mit der Krankheit besser leben zu können.
Ein Beispiel für die Sekundärprävention ist die orthopädische Rückenschule. Das vielbeschworene "Kreuz mit dem Kreuz" lastet auf immer mehr Menschen.
Erkrankungen der Wirbelsäule und des Bewegungssystems kosten die Sozialversicherungsträger zweistellige Milliardenbeträge, können jedoch durch gesundheitsgerechte Verhaltensweisen im Alltag in vielen Fällen verhindert oder hinausgezögert werden. Deshalb haben der ZVK und die Kostenträger Kurse vereinbart, in denen Menschen den Umgang mit der Haltung lernen können.
Ein besonderes Merkmal der Physiotherapie ist der persönliche Kontakt zwischen Patient und Physiotherapeut während der Behandlung. Dabei sind nicht nur das theoretische Fachwissen und das praktische Können der Physiotherapeuten entscheidend für den Erfolg. Ausschlaggebend ist auch die Fähigkeit, die aktive Mitarbeit der Patienten zu gewinnen, ihre Eigenverantwortlichkeit anzuregen und zu erhalten.
Der Physiotherapeut behandelt auf der Grundlage der ärztlichen Diagnose und Verordnung und wählt nach seiner physiotherapeutischen Untersuchung die Behandlungsmethode aus. Insofern ist der Beruf durch eine außergewöhnliche Eigenverantwortlichkeit geprägt. Dabei ist es gleichgültig, ob die Physiotherapeuten eine eigene Praxis führen, ihrer Arbeit im Angestelltenverhältnis oder als freie Mitarbeiter in einer Praxis oder einer anderen medizinischen Einrichtung nachgehen.
Wie bei allen Heilberufen ist es für Physiotherapeuten obligatorisch, sich ständig weiterzubilden, um ihre Fähigkeiten zu verbessern, sich dem raschen Fortschritt in der Medizin anzupassen, neue Methoden einsetzen zu können und die vorgegebenen Qualitätsstandards zu garantieren.
Ihre Leistungen können Physiotherapeuten in allen medizinischen Fachgebieten erbringen. Sowohl bei Störungen der Bewegungsorgane als auch des zentralen und peripheren Nervensystems oder der inneren Organe ist die Arbeit der Physiotherapeuten gefragt.
Ziel der Behandlung von reversiblen, also heilbaren Störungen ist die Wiederherstellung des natürlichen Bewegungsverhaltens.
Ein Patient mit bleibenden, also irreversiblen Störungen soll so behandelt werden, dass er möglichst unabhängig von Fremdhilfe selbst bestimmt in Alltag und Beruf leben kann.
Information, Motivation und Schulung helfen dem Patienten, sein Verhalten auf die Störung der Körperfunktion gesundheitsgerecht abzustimmen. Der Gebrauch von Hilfsmitteln (z.B. Rollstuhl, Prothese) sowie auch ggf. die Anleitung der betreuenden Person ist Bestandteil der Schulung.
Eine breite Auswahl an .Behandlungsmaßnahmen steht zur Verfügung.
Die Physiotherapie ist eine Alternative oder Ergänzung zur Behandlung mit Arzneimitteln. Als natürliches Heilverfahren nutzt sie die passive und aktive Bewegung des Menschen zur Heilung von und Vorbeugung vor Erkrankungen,
Bewegung ist eine Grundfähigkeit des Lebens. Sie wirkt als Therapie immer über einen ganzheitlichen Ansatz. Der therapeutische Zugang zum Menschen erfolgt in der Physiotherapie vorwiegend über die persönliche Kommunikation mit dem Therapeuten in der Einzel-, aber auch in der Gruppentherapie.
Auf der Grundlage der ärztlichen Diagnose werden Therapieziele zur Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung von Funktionen und Leistungsfähigkeit des Organismus angestrebt. Ein Therapieplan bestimmt die therapeutischen Maßnahmen. Diese werden für die verschiedenen Therapieziele eingesetzt, z.B. Schmerzlinderung, Förderung von Stoffwechsel und Durchblutung oder zur Erhaltung und Verbesserung von Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Ausdauer. Dies geschieht nicht isoliert: immer bezieht sich die Therapie auf den Gesamtorganismus und seine Fähigkeiten in Alltag und Beruf.
Die Manuelle Therapie ist eine Untersuchungs- und Behandlungstechnik (ohne technische Geräte). Sie befasst sich mit dem Auffinden und Behandeln von Funktionsstörungen am Bewegungsapparat.
In der schmerzfreien Behandlung wird die normale Funktion bzw. das Zusammenspiel von Gelenken, Muskeln und Nerven unterstützt und (wenn möglich) wiederhergestellt. Dazu können sowohl passive Techniken durch den Therapeuten als auch aktive Übungen des Patienten zur Eigenmobilisation und gegebenenfalls Kräftigung und Stabilisation (Medizinisches Funktionstraining) zum Einsatz kommen.
Der Manualtherapeut leitet in Ergänzung zu seinen therapeutischen Handgriffen den Patienten zu Eigenübungen für zu Hause an.
Grundsätzlich kann die Manuelle Therapie bei allen reversiblen Funktionsstörungen am Bewegungsapparat angewendet werden.
Das heißt z.B.:
Die Osteopathie ist ein ursprünglich aus Amerika stammendes, ganzheitliches, medizinisches Behandlungskonzept, beruhend auf differenzierter Diagnostik und gezielter Therapie, welches wirksame Hilfe bei zahlreichen Arten von Beschwerden schaffen kann. Sie wurde vor etwa 120 Jahren von dem Arzt Dr. Andrew Taylor Still entwickelt, wurde aber über die Jahre durch neue Erkenntnisse und Erfahrungen zahlreicher Osteopathen in ganz Europa wesentlich erweitert.
Ausgehend von der Annahme, dass Gesundheit auf einem balancierten Gleichgewicht sowohl der einzelnen Körpersysteme untereinander als auch psychoemotionaler und seelischer Faktoren basiert, wird die Untersuchung und die Behandlung durch das Bewusstsein der gegenseitigen Beeinflussung dieser Komponenten getragen.
Das muskuloskelettale System | → Muskeln, knöcherner Bewegungsapparat, Bindegewebe |
Das viszerale System | → Organe sowie deren Aufhängungs- und Ernährungsstrukturen |
Das craniosakrale System | → Gehirn, Rückenmark, Nervensystem, Hirnhäute, Gehirnflüssigkeit |
Außerdem gibt es neuromuskuläre, neurovegetative und neurohormonelle Systeme, welche die einzelnen Körpersysteme in Verbindung zueinander bringen und sie steuern.
Ziel der osteopathischen Therapie ist es, ein Spannungsgleichgewicht in und zwischen den einzelnen Systemen zu erreichen, wodurch eine optimale Funktion des Gesamtorganismus wieder möglich wird.
Die Behandlung besteht aus sanften manuellen, nicht invasiven Techniken an den Gelenken der Extremitäten und der Wirbelsäule, den Muskeln, den Faszien (hautähnliche Umhüllung von Organen, Muskeln usw.), den Schädelknochen und ihren Verbindungsnähten, dem Becken und an den inneren Organen einschließlich ihrer Aufhängestrukturen.
Mittels eingehender Befragung bezüglich der Krankheitsgeschichte und differenzierter körperlicher Untersuchung versucht der Osteopath, sich ein umfassendes Bild vom Patienten zu machen, um die Herkunft und Entstehung der Probleme besser zu verstehen und dementsprechend seine Behandlungsschwerpunkte ausrichten zu können. Er erstellt also einen Befund der einzelnen Körpersysteme und fügt diesen dann, ähnlich einem Puzzle, zu einem ganzheitlichen Bild zusammen. Unter Zuhilfenahme genauer anatomische, biomechanischer, physiologischer und pathophysiologischer Kenntnisse sucht er Bewegungseinschränkungen und Spannungsdysbalancen auf und behandelt diese mittels osteopathischer Techniken.
Sie geht den Ursachen von Krankheiten auf den Grund indem sie sich fragt, wie sie entstanden sind und was den Organismus daran hindert, mit Hilfe der Selbstheilungskräfte wieder zu gesunden. In der Regel sind Bewegungseinschränkungen und Spannungsveränderungen die Ursache für viele Krankheiten. Diese Restriktionen spürt der Osteopath auf und verhilft durch gezielte Maßnahmen wieder zur freien Beweglichkeit der Gewebe zurück. Indem er die Widerstände löst, die der Heilung im Wege stehen, regt er die Selbstheilungskräfte des Organismus wieder an, die Heilung zu ermöglichen.